Ein Mindestmaß an Qualität wurde, wie bereits erwähnt, vor allem durch die Beleuchtung und durch den extrem schnellen und harten Schnitt erreicht. Diese beiden Elemente tragen entscheidend dazu bei, um das Endprodukt von anderen Werken amateurhafter oder semi-professioneller Produzenten abzusetzen. Außerdem mußte die Kulisse gut genug sein, um nicht auf den ersten Blick den Eindruck von Minderqualität hervorzurufen. Beispielsweise sei angemerkt, daß es zwar einen gewissen Aufwand darstellte, als Telefon des Beobachters ein alt wirkendes Bürotelefon zur Verfügung zu haben, aber eben solche Kleinigkeiten sind im Endeffekt für die Qualität des Endproduktes entscheidend. Darüberhinaus wurde auch nicht auf eine Maske verzichtet, die von einer professionellen Kosmetikerin vor Drehbeginn aufgetragen wurde. Dies dient im vorliegenden Falle weniger der Provokation, wie man es von vielen anderen modernen Bands derzeit gewöhnt ist, in der sich die Sänger schminken, sondern viel eher der Ausdrucksstärke des Gesichts, vor allem im späteren niederqualitativen Endzustand auf einer Videoplattform. Gerade in kleinen Videofenstern eignen sich kontrastreiche Darstellungen viel mehr, gegenüber wenig voneinander abgehobenen Kontrasten.
Im Gegensatz zu Produkten vieler anderer Disziplinen, handelt es sich bei einem (Musik)video um ein den meisten Menschen vertrautes Konstrukt. Das bedeutet keineswegs, daß diese Menschen ihre Kritik formulieren können; sehr wohl können sie aber zumindest die einfachste Evaluation der Form „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“ treffen. Mit etwas Glück können diese Personen sogar noch die genaue Stelle identifizieren, die ihnen nicht gefällt, so daß man Verbesserungen am Schnitt vornehmen kann. Es ist Fluch und Segen zugleich, daß man sich voll und ganz auf die Meinung von Nicht-Experten verlassen kann, denn schließlich handelt es sich bei Nicht-Experten ganz genau um die angestrebte Zielgruppe. Andererseits kann ein Urteil jederzeit vernichtend ausfallen.
Das dieser Arbeit zugrundeliegende Video wurde in allen Entwicklungsschritten Vertretern der potentiellen Zielgruppe vorgeführt. Zum einen denen, die als Schauspieler im Video vorkommen, den Kameraleuten und auch gänzlich Unbeteiligten. Die Befragung der Probanden fand nicht anhand eines standardisierten und auswertbaren Fragebogens statt, sondern in sehr freien und kurzen Gesprächen. Auf dieser Grundlage wurden entweder Verbesserungen vorgenommen, sofern diese nicht zu diesem späten Zeitpunkt unbeinflußbaren Gegebenheiten wie Bühnenbild oder Schauspieler betrafen, oder weiter montiert.
Dadurch wurde zumindest gewährleistet, daß eine bestimmte Gruppe von Menschen, die sich selbst nicht als Experten der audiovisuellen Aufbereitung verstehen, ein prinzipielles Wohlgefallen an dem Endprodukt haben können. Alles, was darüber hinaus geht und was in den Bereich des individuellen Geschmacks fällt, kann wohl von keiner Qualitätssicherung in Bezug auf ein Musikvideo abgedeckt werden.
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